Ein persönlicher Erfahrungsbericht des Hyzernauts Christopher Gebur.
Im Januar diesen Jahres war es endlich soweit: die Anmeldung für das PDGA Euro Tour 2022-Event #3, das Kokkedal Open (in Dänemark), war geöffnet. Nachdem der Startplatz gesichert war, stieg die Vorfreude beinahe wöchentlich. Ich hatte mir eine Reisecrew, bestehend aus Darius und Will gesucht und zusammen haben wir nach einiger Suche eine Unterkunft in Espergaerde gefunden. Sie bot sowohl zum waldigen und engeren Kurs Eghjorten, als auch zum offenen, dafür oft sehr windigen Kurs Fredtoften eine maximale Anreisezeit von 20 Minuten. Keine schlechte Wahl bei einem Turnier, das im Golfstart gespielt wird und bei dem im schlechtesten Falle alle aus der Crew im zwei Stunden-Turnus auf die Runde gehen müssten.
Potsdam – Berlin – Rostock – Kokkedal
Die Reise begann für mich am Mittwochmorgen um 6:30 Uhr. Bepackt mit Cart, Discgolfrucksack und Reiserucksack fuhr ich im Regionalexpress 1 nach Berlin, um dann gemeinsam mit Darius nach Rostock zu fahren. Der Zeitplan war eng gesteckt, da wir die Fähre um 11:15 Uhr gebucht hatten. Also flink in die Innenstadt von Rostock, Will einsammeln und dann ab zum Rostocker Hafen. In der Warteschlange der Fähre, haben wir dann noch Martin Dörken getroffen und uns gemeinsam die Wartezeit auf die Abfahrt mit Gesprächen vertrieben.
Nach der zweistündigen Fährfahrt warteten noch weitere zwei Stunden Autofahrt auf uns. Dann endlich konnten wir die ersten Scheiben bei den Kokkedal Open werfen – zumindest auf ein Fangnetz, da es auf dem Fredtoften-Kurs keine Driving-Area gab. Dafür gab es vier(!) Puttingkörbe.
Trainingsrunde am Mittwoch
Im Vorfeld wurde uns von Martin berichtet, dass der Fredtoften Kurs, ob seiner Nähe zum Meer, ziemlich windig sein würde. In unserer Trainingsrunde war dies auch zum Teil der Fall, hinzu kam jedoch noch ein Schauer, der uns zwei Bahnen begleitete und uns kurzzeitig schutzsuchend unter die Bäume trieb. Der Kurs war perfekt für das Turnier präpariert: gemähte Fairways, Circles 1 + 2 abgesteckt und dazu wunderbar abwechslungsreiche Bahnen mit Höhenunterschieden, die uns Flachlandspieler*innen einiges abverlangen sollte. Nach der, auf dem Caddybook einfachen 67m Bahn 3, die sich ob der immensen Höhenunterschiede in Wirklichkeit wie eine 100m Bahn spielt, begegneten wir gleich den ersten Hyzernauts: Kette, Jerome und Victor sowie dazu Ralle aus Köln hießen uns auf dem wunderschönen Kurs willkommen und wünschten uns eine gute Kennenlernrunde. Sie hingegen wollten nach diesem Kurs noch den Eghjorten-Kurs spielen fahren.
Auf den letzten Bahnen merkte ich allerdings schon, dass mich meine Kräfte verließen und so schleppte ich mich gerade noch so über die Ziellinie und anschließend ins Auto. Nachdem wir in unserer Unterkunft angekommen waren, legte ich mich ins Bett und verließ dieses eigentlich nur noch um einen kleinen Happen beim Abendessen abzugreifen, danach war das Bett wieder für mich reserviert. Am nächsten Morgen fühlte ich mich noch nicht merklich besser: keine Kraft, keine Körperspannung – keine guten Voraussetzungen für ein Kurs-Par von 67. Der Eghjorten-Kurs war, genau wie der Fredtoften-Kurs tags zuvor, ebenfalls perfekt vorbereitet: Circles und Bullseye waren markiert. Mein Körper wollte jedoch offenbar keine Kennenlernrunde zulassen und so brachte ich nach zwei Bahnen den Rucksack zurück ins Auto und entschied, wenigstens den Kurs mit Will und Darius abzulaufen, um diesen technischen Waldkurs im Turnier nicht blind spielen zu müssen. Ich musste jedoch feststellen, dass selbst ein Waldspaziergang an diesem Tag nicht im Bereich des Möglichen war und so setzte ich mich ins Auto, schlief ein wenig und schaute schon mal nach einer Verbindung für den Abend, die mich zurück nach Potsdam bringen sollte. In diesem Moment sah ich mich nicht am Freitag um 9:00 Uhr auf dem Tee stehen, geschweige denn eine Turnierrunde durchstehen. Nachdem die beiden ihre Trainingsrunde beendet hatten, ging es zurück in die Unterkunft. Will und Darius fuhren nochmal nach Kopenhagen, um die Stadt zu erkunden. Ich hingegen legte mich wieder ins Bett und ruhte mich aus, mehr war einfach nicht machbar.
Die Erste PDGA-A-Runde
Da unsere Tee-Zeiten am ersten Turniertag nur 30 Minuten voneinander entfernt lagen, konnten wir uns einen gemeinsamen Wecker stellen. Und schon nach dem Aufstehen merkte ich, dass ich mich besser fühlte, die Kraft und auch die Körperspannung waren wieder da. Also ab zum Kurs, warm machen und die Turnier-Atmosphäre aufsaugen. Ich hatte das Glück die Erste Runde gemeinsam mit Will zu spielen und so konnte ich – vor allem ab den Bahnen die ich ja weder gespielt, noch gesehen hatte – nach den besten Landingspots fragen. Das war auf dem Eghjorten ungemein wichtig, da er ab Bahn 7 nur noch drei Par 3 Bahnen aufbot. Also versuchte ich mich mit einer (für mich) ungewohnt defensiven Spielweise, in gute Par- oder Birdiepositionen zu bringen. Vor allem die Bahnen im Wald (7–12) boten viel Potenzial über Par zu spielen, wogegen ich mich, abgesehen von Bahn 9 (Double-Bogey nach OB), erfolgreich zur Wehr setzte. Die Front 9 beendete ich also mit ‑1.
Nun versuchte ich den Schwung mit auf die Back 9 zu nehmen. Nach einigen Pars, konnte ich zum Ende der Runde nochmal einiges an Schwung aufnehmen und spielte die Bahnen 15–17 Birdie. Vor allem auf der Bahn 17 war dies ein absolutes Bonus-Birdie: 111m lang, ein sehr enges Fairway, Bäume wohin das Auge reichte, OB der gesamten rechten Länge der Bahn und ein durch einen Baum mit hängenden Ästen gut geschützter Korb machten die Bahn zu einer echten Herausforderung. Unser local Card-Member Simon sagte uns, dass er mit vielleicht maximal fünf Birdies (der Open-Spieler) im gesamten Turnier rechnen würde. Nun, unsere Card schaffte das für mich unfassbare: drei Birdies, mein Outside- und zwei Inside-Circle-Putts waren definitiv eine Ansage. Nach einem verpassten Birdie auf der 18 beendete ich die erste Runde also mit drei unter Par. – Eine sehr gute Runde. Die Drives waren sehr solide und die Putts (auch Outside-Circle) saßen mitunter sehr gut. Top Runde also.
Moving Day – Fredtoften
Der nächste Tag versprach so einiges, windstill stand jedoch nicht auf der Tageskarte. Lange schlafen konnten wir nicht. Unsere Tee-Times erstreckten sich von 8:30 bis 11:30 Uhr, sodass wir alle gemeinsam zum Fredtoften-Kurs fuhren und uns gemeinsam warm machten. Ich begleitete zuerst Darius und danach Will noch auf den ersten Bahnen, um mich dann selbst für meine Runde vorzubereiten: Ich packte den Großteil meiner instabilen Driver aus. Bei einem konstanten Wind von 30–40 km/h und Böen bis 60 km/h waren die eigentlich auch vollkommen unnötig. Die Prämisse lautete: möglichst ohne Bogey durch den Kurs kommen, was sich auf den Front 9 auch noch gut bewerkstelligen ließ. Zwei verpasste Putts von 5–6 Metern ließen mich mit ‑1 auf die Back 9 starten. Hier konnte ich die gute Form jedoch nicht halten und holte mir noch drei Bogeys und einen Double-Bogey ab, sodass ich die 2. Runde mit +4 beendete. Puh. Mit diesem Dämpfer ging es also zurück in die Unterkunft. Ein letztes Mal Energie tanken, bevor es am Sonntag auf die letzte Turnierrunde gehen sollte.
Die letzte Runde (und Bahn 19)
Unsere letzte Nacht war eine kurze und von vielen Unterbrechungen begleitete: Darius hatte Magen-Darm bekommen. Also mit recht wenig Schlaf zum Kurs. Darius musste DNF machen und blieb in der Unterkunft. Auf meiner letzten Card am Sonntag erwartete mich Kette. – Gut, ein bekanntes Gesicht und einer der den Kurs verdammt gut kennt: zwei Gegebenheiten die mich positiv stimmten. Die Runde begann eigentlich auch nicht schlecht. Mit 3 Birdies auf den Front 9 fühlte ich mich sehr gut, die zwei Bogeys und der Double-Bogey ließen die Front 9 jedoch in einem anderen Licht leuchten, als noch am Freitag. Die Putts wollten leider nicht so fallen und hinzu kamen leichte Ungenauigkeiten bei den Drives, die vom Eghjorten-Kurs ohne Rücksicht bestraft wurden: vier weitere Bogeys und ein Double-Bogey aus einem 5‑Meter-Birdie, ließen mich mit +7 aus der letzten Runde gehen. Ganze zehn Würfe mehr als am Freitag. Ich hatte einiges an Lehrgeld gezahlt, dass musste ich erstmal bei einem Burger am Turniercenter verdauen.
Eine letzte Fährfahrt
Nach dem Burger ging es zurück in die Unterkunft, um den lädierten Darius einsammeln, dem es leider noch nicht wirklich besserging. Wir entschieden uns einfach zwei Stunden eher zur Fähre zu fahren, um dann mit ein wenig Überredungskünsten und Glück anstatt der gebuchten 20:15-Uhr-Fähre die frühere nehmen zu können. Zu unserem Erstaunen gelang uns dies, ohne dafür eine Umbuchungsgebühr zahlen zu müssen. Und so hatten wir noch fast eine Stunde Wartezeit. Diese vertrieben wir uns mit den Live-Scores der Finalrunde. Als dann noch die Live-Übertragung des Stechens zwischen KJ Nybo und Josef Berg startete, war eigentlich alles perfekt. Leider hielt diese Situation nicht lange an, denn der Stream brach nach wenigen Minuten ab und wir erfuhren aus den Sozialen Medien, dass Josef gewonnen hatte.
Nach der zweistündigen Fahrt mit der Fährt, fuhren wir also um 20:15 mit der so langsam untergehenden Sonne im Hafen von Rostock ein. Noch schnell Will nach Hause bringen und dann war es ja eigentlich nur noch ein Katzensprung bis nach Berlin. Hier erwartete uns ein kleines Grauen. Einen Parkplatz nach 22 Uhr finden. Und das noch an einem Sonntag. Nach gefühlt zehn Minuten hatten wir dann endlich eine Lücke gefunden. In einer Entfernung zur Wohnung von Darius, dass es sich für Darius fast noch lohnen würde eine Station mit der Tram nach Hause zu fahren. Ich hingegen beendete die Fahrt wie ich sie begonnen hatte: im Regionalexpress der Linie 1. Kurz nach Mitternacht kam ich also wieder in Potsdam an: müde und ausgelaugt, aber glücklich.
Das Fazit
Im Nachgang kann festgehalten werden: beide Kurse, so unterschiedlich sie auch sind, haben absolut ihren Reiz. Ich verstehe warum dieses Turnier von einigen Hyzernauts seit Jahren fest im Turnierkalender verankert ist:
- es ist rundum perfekt organisiert,
- die Kurse lassen nichts zu wünschen übrig,
- für die Turnierteilnehmer*innen gibt es gratis Wasser und Obst an jedem Kurs
- an den Turniercentern war zusätzlich jeweils noch ein lokaler Shop, der Scheiben verschiedenster Hersteller anbot,
- zu guter Letzt gab es saubere Toiletten und das nicht nur am Turniercenter
Das könnten sich die umliegenden Turniere gern zum Vorbild nehmen.
Das Kokkedal Open kann ich jedenfalls uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich für meinen Teil, habe noch eine Rechnung offen. Bis zum nächsten Jahr!